Mittwoch, 17. November 2010

Paranoia statt Argumenten

Das Plenum des früher einmal vernünftigen Conne Island in Leipzig hat eine Veranstaltung mit dem Bahamas-Redakteuer Justus Wertmüller abgesagt. Dabei beruft sich das Plenum auf das in linken und alternativen Zusammenrottungen beliebte Prinzip des Konsens. Sein es nun Kulturprojekte oder unerträgliche Plena von streikenden Studenten, überall wird der Konsens als das Prinzip hofiert nach dem sich politische Entscheidungen zu richten hätten. Folgendermaßen erklärt sich der linke Laden selbst:
Im Conne Island werden alle Entscheidungen im Konsensprinzip gefällt. Das bedeutet, egal, ob es um eine Band, eine Raumanfrage, um die Vergabe einer Stelle o.ä. geht, werden so lange Argumente ausgetauscht bis eine einvernehmliche Entscheidung getroffen wird.
Im Prinzip meint diese Art der Entscheidungsfindung also nichts anderes als die Absage an jeden Wahrheitsanspruch von Kritik, sie ist der Kotau vor der Gemeinschaft, die in jedem Fall recht behält. Statt sich dem besseren Argument zu beugen meint der Konsens, dass jede Diskussion zum Schein verkommt. Wenn Argumente – gleich wie schlecht oder verlogen sie auch sein – neutral gegeneinander gestellt werden, wird nach barbarischem Prinzip alles dem linken Gesinnungseinerlei untergeordnet. Die Anhänger des Konsens halten es für möglich durch möglichst breites Desinteresse, denn dies zeichnet derartige Entscheidungen aus, die herrschende Ideologie abstreifen zu können, dabei affirmieren sie diese so nur. In der braven Manier der Sozialpädagogik stellt das Plenum des Conne Island fest, einige würden Justus Wertmüller für einen Rassisten und Sexisten halten, andere jedoch nicht - als sei eine eine solche Aufzählung der Kritik dienlich. Diese Vorgehensweise erinnert fatal an die Arbeit der Online-Enzyklopädie Wikipedia, wenn sich also das Conne Island selbst ein Wikipedia-Bewusstsein verpasst hat, so nimmt es den Fortschritt aus seinem Programm.

Dass die Behauptung Justus Wertmüller sei ein Rassist oder Sexist jeder Grundlage entbehrt kann jeder des Lesens mächtige Mensch feststellen, doch den hier aktiven Gruppen geht es nicht um die Wahrheit, ihr Anlegen ist es ihr Revier zu markieren und sich Kritik zu verbitten. Wenn der Antifaschistischer Frauenblock (AFBL) nun mit eben diesem Argument lauthals „Nein!“ brüllt und sich resistent wider jede Aufklärung zeigt, verbindet sich hier die Mentalität eines Blockwarts mit der Sehnsucht danach, einmal Opfer sein zu dürfen. Doch der Aufschrei des zerrüttelten Bewusstseins, dass sich nun eine entsprechendee Konsensgemeinschaft schafft, ist der Aufschei der Linken gegen die eigene Marginalität. Somit entlarvt sich das Plenum des Conne Island selbst, wenn es allen Ernstes behauptet:
So erstaunlich wie das für viele klingt, dieses Prinzip funktioniert ganz hervorragend, keineR kommt auf die Idee einfach nur "nein" zu sagen und damit die Diskussion abzuwehren oder eine Entscheidung zu verhindern.
Freilich ging es dem AFBL allein darum möglicht laut „Nein“ zu schreien und völlig argumentationslos alle Vertreter einer anderen Meinung als Rassisten, Sexisten, Täterschüter, Vergewaltigungsverharmloser etc. zu denunzieren.

Dass Kritik in linken Szenenzusammenhängen unerwünscht ist und möglicht ungehört verhallen soll, ist beiliebe nichts neues, macht aber die Kritik nur umso notwendiger.
Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen,
schreibt Adorno in der Minima Moralia und in dieser durchaus nicht einfachen Angelegenheit versagt das Plenum des Conne Island völlig, denn es macht sich sowohl von der Macht der anderen, als auch vor der eigenen Ohnmacht und ihrer stupiden Prinzipien dumm.

Wenn sich der Scherbenhaufen der Antirassisten, Antisexisten und anderer wirrer Radilalinkis weiterhin jeder notwendigen Auseinandersetzung entzieht ist klar, was die eigentlichen Ziele dieser Gruppierungen sind: Der Erhalt der eigenen Macht, auch und gerade mit dem Mittel der bewussten Lüge. Ordnet sich das Plenum des Conne Island diesem Prinzip unter und beschließt gegen alle Argumente – also nicht einmal nach den Prinzipien bürgerlicher Rechtsprechung, sondern nach bloßer Willkür – so ist dies nichts anderes als der Schuldspruch durch das linke Volkstribunal, in dem die Sehnsucht nach der Reinheit des Volkes gegen Störer aufkeimt

Die X-Cess unterstützt den offenen Brief Sören Punjers an das Conne Island-Plenum, der mit folgenden Worten schließt:
In diesem Sinn: Rettet das Conne Island vor der endgültigen Übernahme durch die Antisexisten und Antirassisten!